Kleiner Bericht über die Historie der Sechzehnventiler (Netzfundstück)

 

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"Baby-Benz" im Kampfanzug: Der 190 E 2.5-16 Evolution II zeigt seine Rennsportambitionen offen

Daimler-Benz stellt 1982 den Mercedes-Benz 190 vor, der sich rasch einen festen Platz auf dem Markt erobert. Mit dem "Baby-Benz" zielen die Stuttgarter auch auf den erfolgreichen Dreier aus München. Schon 1983 zeigt Daimler-Benz die erste Sportversion: Der 190 E 2.3-16 leistet 185 PS und beschleunigt in 7,5 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 230 km/h.

Um im bayerischen Revier wildern zu können, ist es nötig, das bislang allzu brave Image abzustreifen. Der Tourenwagensport bietet dazu die beste Möglichkeit: Der 190 E 2.5-16 von1988 mit einem 195 PS starken Sechzehnventil-Motor, wird schon bald im Motorsport eingesetzt. Nachdem zuerst Privatteams mit dem kleinen Mercedes 1985 die französische Produktionswagen-Meisterschaft bestreiten, folgt ab 1988 die offizielle Werks-Unterstützung von Teams in der DTM. Und auch technisch wird aufgerüstet: Der 190 E 2.5-16 Evolution I ist die erste Homologations-Version mit Straßenzulassung als Basis für einen DTM-Tourenwagen der Gruppe A.

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Anpressdruck ist alles: Das gewaltige Leitwerk erreicht fast die Höhe des Dachs

Die Motorleistung beträgt unverändert 195 PS, doch das Fahrwerk wird modifiziert für die Rundstrecke. Exakt 502 Stück des Evo I werden gebaut, um die zur Teilnahme notwendige Rennsport-Homologation zu erlangen. Der "Evo I" bestreitet viele erfolgreiche Rennen, aber allein um konkurrenzfähig zu bleiben muß bald eine neue Ausbaustufe her.

Der 190 E 2.5-16 Evolution II erlebt seine Weltpremiere im März 1990 auf dem Genfer Automobilsalon. Der 2,5-Liter-Motor des "Evo II" leistet nun 235 PS (173 kW), und das Drehmoment beträgt 245 Newtonmeter zwischen 5000/min und 6000/min.

Damit beschleunigt die rund 1300 Kilogramm wiegende Limousine in beachtlichen 7,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h. Das Sportfahrwerk ermöglicht eine sehr exakte Fahrweise; ein Schalter links neben dem Lenkrad dient zur Höhenverstellung des dreistufigen Fahrwerks. Für Fahrer und Beifahrer gibt es Sportsitze, die hintere Sitzbank ist zu zwei Einzelsitzen ausgeformt.

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Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 EVO II bei der DTM 1992. Mit dem von AMG vorbereiteten Werkswagen gewann Klaus Ludwig 1992 die DTM und Mercedes-Benz die Markenwertung

Die Karosseriemodifikationen am Evo II sind erheblich. Um den Luftwiderstand zu verringern und den Anpressdruck an Vorder- und Hinterachse zu erhöhen, schmückt sich der sportliche 190er mit einem großen Heckspoiler und satten Kotflügelverbreiterungen.

Innerhalb von drei Monaten wird der Evo II mit einer Kleinserie von 502 Stück für den Rennsport homologiert. Der Preis ist selbstbewusst: Die kompakte Limousine kostet rund 115 260 Mark (umgerechnet 58 932 Euro), mit Klimaanlage sind es 119 717 Mark (61 210 Euro). Zur Betonung der Exklusivität trägt jedes Exemplar im Schalthebel seine laufende Produktionsnummer.

Ziel ist jedoch die Teilnahme am Rennsport: Die Teams sehen im Evo II bestenfalls die Basis für weitere Modifikationen. Die Motorleistung wird auf mehr als 300 PS gesteigert und das Auto auf weniger als 1000 Kilogramm abgespeckt. Mit diesen Leistungsdaten agiert der kleine Mercedes sehr erfolgreich auf den Rennpisten in Europa. Der Lohn für die Entwicklung war der DTM-Titelgewinn von Klaus Ludwig im Jahr 1992.

(Text: Rainer Roßbach )
(Fotos: DaimlerChrysler )